Sonntag, 17. März 2013

nur erkältet

Dass das passieren würde, war mir klar. Seit Tagen spürte ich, dass eine Erkältung im Anmarsch war. Der Körper brauchte Ruhe, war aber zurzeit einfach nicht möglich. „Bis Montagnachmittag“, bat ich, „dann habe ich Zeit!“  Doch Donnerstag vorher, packte mich die Krankheit. Mitten in der ProChrist Zeit, überhaupt nicht zu gebrauchen, die Augen tränten, die Nase lief, der Husten bellte. Nicht besonders schlimm, aber doch sehr beeinträchtigend, wenn man die Moderation halten soll. Tag um Tag stopfte ich mich voll Tabletten, damit ich wenigstens bis Samstag noch durchhalte würde.  Und dann ist es soweit. Nichts geht mehr. Und ich gebe endlich auf. Alle die es gut mit mir meinen, schicken mich ins Bett, wo ich ja wohl auch hin gehöre. Aber ich will immer noch nicht. Ich spüre so viel Energie in mir. Ich kann nicht ruhig im Bett bleiben. Kleine Bäume könnte ich aus reißen, aber  die Sicht ist mir ja versperrt durch die tränenden Augen. Dazu fange ich noch an zu heulen, weil ich mich nicht damit abfinden kann, Ruhe zu halten. Von Stunde zu Stunde werde ich unerträglicher und niedergedrückter.  Es gibt noch so viel zu tun und ich habe das Gefühl, dass mir die Zeit unter den Händen zerrinnt. Und ich denke nur: ab Montagnachmittag, da habe ich Zeit, jetzt nicht! 
Meine Tochter sitzt am Bettrand und liest mir aus dem Jahreslesebuch von Andrea Schwarz vor. „Das was Gott von mir will, ist keine Überforderung“, bleibt bei mir hängen. Dabei habe ich das Gefühl, das Gott im Moment auch ganz still ist. Ich höre ihn nicht. Kann er das dann denn wollen, mitten in einer guten Arbeit mich heraus nehmen? Vielleicht will ich aber auch gar nicht hören? Nur, dass ich noch bis Montag durchhalte, noch funktioniere und optimistisch sein kann. Er soll mich fit halten bis ICH Zeit habe. Was nützt es, wenn ich jetzt flach liege? „Gott will nichts Menschenunmögliches. Er kennt mich ja schließlich… „ höre ich wieder, wie meine Tochter Andrea Schwarz  zitiert.
Warum lasse ich mich hier so über eine banale Erkältung aus und warum liege ich nicht einfach im Bett und halte die Klappe? 
Man spricht nicht so gern über Dinge die nicht so gut funktionieren. Nur wenn dabei eine Weitsicht bei rum springt oder wenn aus Negativen doch noch was Tolles wird, aber wenn nur Dumpfheit zurück bleibt…? Ich merke gerade so den ganz normalen blöden Alltag der mich erwischt. Ein ganz normales Leben ohne Höhepunkte und darüber redet man ja nicht gerne. Wir hören uns gerne gute und schöne Geschichten an, aber so ´ne blöde Krankheit, meine depressive Phase,  Mutlosigkeit die will doch keiner hören.  Meine Enttäuschung über Gott, dass es nicht so gekommen ist, wie ich es mir gewünscht und gewollt habe. Ich hatte doch gedacht, Gott würde mein Gebet erhören, er kann doch nicht zulassen, dass die Freude an meiner Arbeit jetzt so vermiest wird. Ich fühle mich elendig, abgeschoben ins Bett, aus dem Weg geräumt, allein gelassen, unverstanden von allen auch von Gott.
Es läuft nicht immer alles so gut und einwandfrei. Nirgendwo und für niemanden. Und deswegen wollte ich einfach mal beschreiben wie das ist, meine mutlose Zeit die ich im Moment habe und damit ich nicht allein bleibe. Es gibt Zeiten, da sind die Geschichten meines Lebens gut und es gibt Zeiten da sind sie nicht so gut. Ich will ja nicht behaupten, dass sie schlecht sind. Aber verzagt. Dunkle Seiten des Lebens die vor meiner Tür nicht Halt machen. Dass ich so ungeduldig bin, macht die ganze Erkältung nicht einfacher. Und mein ständiger Spruch: “Lieber Gott, gib´ mir Geduld, aber bitte sofort!“ zaubert zwar ein Lächeln in mein verschnupftes Gesicht,  aber macht  mich nicht wirklich glücklicher. Und dann bleibt nur das „Dennoch“. Gott trägt uns dennoch durch, er bleibt dennoch treu, er geht mir dennoch nach. Das tut gut zu wissen.  Und ich lasse mich fallen. Endlich! In mein kuschelweiches Bett. Draußen scheint die Sonne, der Himmel hat eine wundervoll blaue Farbe und der Schnee glitzert so weiß. Jetzt draußen sein und fotografieren, das wär´s. Nein! Ich liege mit meiner Erkältung im Bett, ziehe die Decke über beide Ohren und lasse mich fallen. Jetzt ist Montagnachmittag, jetzt habe ich Zeit. Und nun kehrt auch allmählich Ruhe ein, in meine aufgewühlten Gedanken und ein Lied von Sefora Nelson macht sich breit: 

Lege deine Sorgen nieder
Leg sie ab in meiner Hand
Du brauchst mir nichts zu erklären
Denn ich hab dich längst erkannt

Lege sie nieder in meiner Hand.
Komm leg sie nieder, lass sie los in meiner Hand.
Lege sie nieder, lass einfach los.
Lass alles falln, nichts ist für deinen Gott zu groß.

Lege deine Ängste nieder
Die Gedanken in der Nacht
Frieden gebe ich dir wieder
Frieden hab ich dir gebracht

Lege deine Sünde nieder
Gib sie mir mit deiner Scham
Du brauchst sie nicht länger tragen
Denn ich hab für sie bezahlt

Lege deine Zweifel nieder
Dafür bin ich viel zu groß
Hoffnung gebe ich dir wieder
Lass die Zweifel einfach los

Text & Musik: Sefora Nelson

Danke Gott, dass Du immer für mich sorgst, dass Du besser weißt, was dran ist bei mir. Das Du mich vor mir selber schützt. Danke für die Erkältung, für die Auszeit. Selbst in meine traurigen Zeiten bist Du da und für Dich ist nichts zu groß. Danke. Amen!

1 Kommentar:

Friederike hat gesagt…

Danke fürs Mit-teilen!
Und gute Besserung :)