Sonntag, 12. November 2017

Jerusalem-Lied

Das Lied hat der Projektchor der EmK Velbert zum Mitarbeiter-Fest und am Sonntagmorgen im Gottesdienst gesungen

Mittwoch, 3. Mai 2017

Maibaum

Der Maibaum wird in Volksdorf im Museumsdorf aufgestellt.  
Wollt ihr sehen wie und wo?  Na, dann schaut mal:
Aber vorher gibt´s  noch einen kleinen Sapziergang durch das Museumsdorf.
Viel Spaß beim Zuschauen!

Montag, 17. April 2017

Predigt Palmsonntag in Vegesack

Die Salbung in Bethanien

3 Und als er in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Alabastergefäß mit unverfälschtem, kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Gefäß und goss das Öl auf sein Haupt.
4 Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls?
5 Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an.
6 Jesus aber sprach: Lasst sie! Was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.
7 Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit.
8 Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt zu meinem Begräbnis.
9 Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.


Passionszeit – traurig Zeit – angstmachend Zeit

Wir beschäftigen uns in der Passionszeit mit de
m Sterben. Wer leben will, will vom Sterben nichts wissen. So erleben wir es heute jedenfalls - in einer Zeit, in der der Tod immer mehr aus unserem Leben herausgehalten wird. Anders als in früheren Zeiten und in anderen Teilen der Welt, haben die wenigsten Kinder je eine Leiche gesehen. Und auch die meisten erwachsenen Menschen begegnen dem Tod im Alltag vor allem im Fernsehen. In manchen Krimis kommen mehr Leichen vor, als die Zuschauer je in ihrem eigenen Leben sehen werden. Wenn ein Angehöriger stirbt, wird der Leichnam so schnell wie möglich aus dem Haus gebracht. Totenwache, Aussegnung, Abschied am Totenbett sind die Ausnahme geworden.

Sterben macht Angst. Vielleicht ist es die Endgültigkeit, die uns solche Angst macht. Oder die Möglichkeit, dass wir beim Sterben leiden. Oder der Abbruch der Beziehungen, den wir mit dem Sterben verbinden. Wir sind weg, wenn wir sterben. Oder wir erleben, wie einer, der uns lieb ist, vielleicht der Liebste im Leben ist, einfach weg ist.

Es gibt schon gute Gründe dafür, dass uns das Sterben Angst macht, unser eigenes Sterben oder auch das Sterben eines anderen. Wahrscheinlich war es immer schon so. In früheren Zeiten, in denen die Menschen hierzulande permanent mit dem Tod konfrontiert waren, ob durch Pest, Hunger oder Krieg, hat er ihnen Angst gemacht. Und heute ist es noch genauso. Wenn wir heute Fernsehbilder aus Regionen der Welt sehen, in denen der Tod ein ständiger Begleiter ist, aufgrund von Hunger, aufgrund von Krieg, aufgrund von Terror, dann sehen wir nicht abgestumpft gleichmütig wirkende Menschen, sondern dann sehen wir besinnungslos schreiende Mütter, Männer mit verzweifelten Gesichtern, zur Klage erhobene Hände. Der Tod verursacht Trauer und manchmal auch Schrecken, egal wo er auftritt. Das ist heute so und das war früher wahrscheinlich auch nicht anders.

Schon die Bibel gibt davon Zeugnis. Man muss sich nur einmal klarmachen, wie die 12 Männer, die in der Bibel als "Jünger" Jesu bezeichnet werden, mit diesem Thema umgehen. Jesus versucht ihnen immer wieder klarzumachen, dass sein Weg ein Leidensweg sein wird, dass er in den Tod führen wird. Die Geschichte von Jesu Leidensankündigungen und der Reaktion der Jünger darauf ist eine bemerkenswerte Geschichte. Die Jünger wollen es nicht hören. Und Jesus reagiert irritiert. Bei Petrus ist es besonders drastisch.

Im Matthäusevangelium heißt es: "Seit der Zeit fing Jesus an, seinen Jüngern zu zeigen, wie er nach Jerusalem gehen und viel leiden müsse von den Ältesten und Hohepriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tage auferstehen. Und Petrus nahm ihn beiseite und fuhr ihn an und sprach: Gott bewahre dich, Herr! Das widerfahre dir nur nicht!" Und Jesus reagiert scharf: Er wendet sich um zu Petrus und sagt: "Geh weg von mir, Satan! Du bist mir ein Ärgernis; denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist." (Mt 16,21-23).

Die Männer können mit der Aussicht dass Jesus Leid und Tod widerfahren wird, nicht umgehen. Als Jesus tatsächlich festgenommen wird, verleugnet Petrus ihn. Und als er stirbt, laufen die Jünger weg.

Umso erstaunlicher ist die Geschichte von der Salbung in Betanien. Es ist das erste Mal in den Berichten über Jesu Worte und sein Wirken, dass jemand versteht, was mit Jesus passieren wird. Dass jemand die Aussicht auf das Leiden aushält. Dass jemand mit dem Tod umgehen kann. Es ist eine Frau, ein "Jüngerin", wie man vielleicht sagen kann, die mit einem liebevollen, ja zärtlichen Ritual sichtbar macht, dass sie auch im Leiden und im Tod an Jesu Seite ist. Es sind die Frauen, die dann später tatsächlich am Kreuz bei Jesus sind, als er stirbt, die am Ostermorgen zum Grab gehen, und die dort die ungeheure Botschaft von Jesu Auferstehung hören.

Was wäre die Passionszeit ohne diese Geschichte, ohne diese leichtsinnige, zärtliche Begegnung inmitten eines gewalttätigen Geschehens, ohne dieses verschwenderische und berechnungsfreie Geschenk einer Frau.
Noch dunkler und erdrückender wäre sie, nur von Schmerz und Abschied belastet. Unerträglich wäre sie. Ein Leidensweg ohne Atempause, ohne lichten Moment.

Es kommt mir vor, als würde diese Frau mit ihrer duftenden, sündhaft teuren Salb-Öl einen Stern in einen dunklen Stoff sticken, einen Blickfang, der Jesus und seinen Jüngern für einige Augenblicke die Möglichkeit eröffnet, sich in etwas Schönes hinein zu entspannen.

Unsere Frau ohne Namen platzt ins abendliche Essen, in eine Tischrunde mit lauter Männern.
Sie scheint es eilig zu haben. Geht direkt auf Jesus zu. Ich nehme an, dass sie weiß, wenn sie zögert oder sich erklärt, kommt sie nicht dazu, ihn zu salben. Man würde sie vor die Tür stellen. Sie hat hier nichts zu suchen.

In ihren Hände, ein Fläschchen mit kostbarstem Nardenöl. Das teuerste Duftöl weit und breit.


Kurzer Einwurf: Ich habe  ein Fläschchen Nardenöl mitgebracht. Ich war überrascht, was  das für  ein Duft ist. Ihr dürft gerne mal daran schnuppern. Bitte geht nicht so verschwenderisch damit um, wie unsere Damen in der biblischen Geschichte, denn es ist tatsächlich nicht ganz so billig.

Die Narde ist eine Nutz- und Heilpflanze aus dem Himalaya, die schon in der Antike bis in den Mittelmeerraum exportiert und zur Zubereitung kostbarer Öle und Salben verwendet wurde. Die Pflanze wächst wild bis auf 5.500 Meter Seehöhe. In der Bibel im Johannesevangelium wird der Wert des verwendeten Öls mit 300 Denaren angeben, was in etwa dem Jahreslohn eines Arbeiters entsprach, also nach heutigem Wert etwa 20.000 EUR.

So teuer war dieses Fläschchen jetzt nicht.
Die Frau also geht zu Jesus, zerbricht den schmalen Hals des Alabaster-Fläschchens, der so konstruiert ist, damit der wertvolle Inhalt nur tropfenweise herauskommt, damit ja nichts vergeudet wird. Sie schüttet gleich den ganzen Inhalt auf den Kopf Jesu. Mit zärtlichen Berührungen verteilt sie das Öl. Der Duft wird ihn begleiten, die Vergegenwärtigung der zärtlichen Hand wird ihn trösten.

 Die Jünger protestieren: "Wozu diese Vergeudung? Es hätte teuer verkauft und das Geld den Armen gegeben werden können." Es ist Jesus selbst, der den Verstehenshorizont für das öffnet, was da passiert. "Dass sie das Öl auf meinen Leib gegossen hat, das hat sie für mein Begräbnis getan." Und er selbst gibt diesem Akt und der Frau, die ihn vollzieht eine Bedeutung, die kaum zu überschätzen ist: "Wahrlich, ich sage euch: Wo dies Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat."

Diese Geschichte spricht mitten hinein in unsere heutige Welt, in der wir so sprachlos gegenüber dem Tod geworden sind. Wie sehr können wir die Angst der Jünger nachvollziehen, die diese dunklen Andeutungen über das bevorstehende Leiden nicht hören wollen, die vom Tod nicht reden wollen, bis es unvermeidlich geworden ist.

Die Frau weiss, wie fragil und schutzlos der Mensch gegenüber Mächtigen sein kann. Wie ausgeliefert und hilflos. Sie ist eine Frau. Sie hat es erfahren und wird es gleich wieder erleben. Sie tut es trotzdem. Das ist ihre Stärke.
Und welche Kraft hat genau inmitten dieser Gefühlslage die zeichenhafte Aktion der Frau. Man kann die Liebe, die Dichte der Beziehung, die Tiefe der Verbindung, die zwischen der Frau und Jesus besteht, noch heute durch diesen fast zwei Jahrtausende alten Text spüren. Und man kann spüren, dass diese Tiefe der Beziehung etwas ist, was durch Leid und Tod gerade nicht aufgehoben, sondern, im Gegenteil, bekräftigt wird. Man kann in der Geschichte spüren, was Paulus mit so eindrucksvollen Worten beschreibt und was für jeden und jede einzelne von uns heute so tröstlich ist: "Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn (Röm 8,38f).


Bist du verrückt, ruft es aus der Runde der Tischgenossen. Das ist pure Vergeudung.
So teures Öl. Ein ganzes Vermögen. Du würdest Jesu mehr Freude machen, wenn du das Geld statt für diesen Luxus für die Armen einsetzen würdest. Gute Werke wollen wir sehen, keine sinnlosen Taten.

Etwas an dieser Haltung der Jünger Jesu kommt mir bekannt vor. Es reicht bis in meine Kindheit zurück.
Urprotestantisches Denken. Nüchternheit. Ausklammerung des Sinnlichen. Kleider müssen sauber sein und geflickt, bis auf die Unterwäsche. Ja keine Löcher in den Socken. Das ist das Wichtigste. Farbig sollten die Kleider aber nicht sein, auffällig auch nicht. Schönheit macht hoffärtig. Schönheit und Stolz wachsen auf einem Holz.


Die Freunde Jesu. Sie meinen es gut. Sie wollen das Beste. Sie glauben ihn zu kennen, ihren Meister.
Sie haben seine Denkweise übernommen.
Haben sie auch sein Mitfühlen übernommen?
Sie folgen ihm nach, blind.
Sie sehen nicht, was er jetzt in dieser Stunde brauchen könnte.
Sie denken nicht selber.
Sie halten sich an Regeln.
Sie fühlen nicht selber.
Sie weisen die Frau zurecht.
Sie sind überfordert mit Zärtlichkeit und Liebe.

Die Reaktion Jesu muss die Jünger erschreckt und verunsichert haben. Er nimmt diese Verschwenderin in Schutz. Ein Argument nach dem andern nimmt er Zu Hilfe, um diese Frau zu verteidigen. Er versteht ihre Handlung.
Sie kann nicht anders. Sie hat meinen Leib im Voraus zum Begräbnis gesalbt.
Mehr noch, er lobt ihr Handeln. Sie hat ein schönes Werk an mir getan.
Und zuletzt will er sie noch verewigen. Man wird sich an sie erinnern.
Für Jesus ist diese Frau, die einzige Anwesende, die verstanden hat, was er jetzt braucht. Der Duft des Nardenöls, die Zärtlichkeit der Gesten, die Liebe in der Verschwendung, all das wird ihn durch die Leidenszeit tragen, mehr als alles andere. Die Frau hat intuitiv erfasst, dass er nicht mehr lange da ist. Der Augenblick zählt mehr als das Nachdenken. Das warme, lebendige Gespür für eine Situation zählt jetzt mehr als die kühle Vernunft. Die einfühlenden Gesten der Frau, die Nähe und Zuwendung enthalten letztlich Tröstung. Sie lindern Angst und Einsamkeit und geben Kraft, alles durchzustehen.

Wie wäre Jesus in den Tod gegangen, ohne diese zärtlichen Berührungen, ohne diesen Hauch von Erotik. Sie sind der helle Fleck im dunklen Geschehen, ein kurzer Wärmeeinfall in der kalten Trostlosigkeit der Passionszeit. 
Die liebevolle Salbung Jesu durch die Frau "zum Begräbnis", wie Jesus sagt, ist ein eindrucksvolles Zeugnis genau dafür. Genau für das, was wir heute am dringendsten brauchen.
Und noch etwas sagt uns diese Geschichte, das aktueller nicht sein könnte. Der Protest der Jünger gegen die Handlung der Frau speist sich aus Überlegungen, die uns heute sehr bekannt vorkommen. Die Jünger sagen: "Wozu diese Vergeudung? Es hätte teuer verkauft und das Geld den Armen gegeben werden können."
Nutzenabwägungen haben immer einen gewissen Platz, wenn es um die Verteilung knapper Ressourcen geht. Und so mancher fragt sich beim Hören oder Lesen dieser Geschichte vielleicht auch, ob die Jünger nicht Recht haben. Aber Nutzenerwägungen haben eben Grenzen. Es ist für unsere Diskussionen um den Umgang mit dem Sterben heute schon bemerkenswert, wo diese biblische Geschichte die Grenze markiert: die liebevolle Begleitung von Menschen, die auf den Tod zugehen, ist nicht aufrechenbar gegen einen noch so hohen anderen Zweck. 
„Wo das Evangelium gepredigt wird in aller Welt“, so erklärt es Jesus am Ende der Szene und nimmt vorweg, dass die Rede von seinem Tod Evangelium sein wird, frohe Botschaft, Heil für alle Welt.Damals in Betanien hat es begonnen, offenbar zu werden.
Ob die, die dabei waren, die Größe des Momentes verstanden haben? Der Evangelist erzählt uns nicht, wie sie reagiert haben. Doch ist die nächste Szene der knappe Bericht über den Verrat des Judas. So unvermittelt die Szenen aufeinanderfolgen, so sehr überstrahlt die eine die andere.
Während Judas mit den Hohenpriestern über seinen Verrat schnell handelseinig wird, ist das Haus des Simon vermutlich noch lange erfüllt vom Duft des kostbaren Öls.Wir heute und hier brauchen kein kostbares Nardenparfüm, um diesen Duft, diese Botschaft bis auf den Grund unserer Seele hinab wirken zu lassen. Auch wenn wir eben einmal daran geschnuppert haben und wir seinen besonderen und langanhaltenden Duft noch in der Nase haben.Auch andere Formen und Erfahrungen schenken uns Gewissheit, dass Jesus der Messias ist und dass seine Wirklichkeit in unser Leben herüber strahlt: ein klärendes Wort,  eine zärtliche Geste, eine tröstliche Musik, ein Weg, der sich auftut nach langer Suche, vielleicht die Erfahrung von Großzügigkeit oder Befreiung –auch sie können uns erzählen und hinein holen in diesen Raum der Gewissheit wie ein Duft, der von Liebe erzählt und von der Ewigkeit. Einer Ewigkeit, der wir begegnen in Jesus Christus.

Amen