Sonntag, 29. Juni 2025

Angenommen - von Gott für andere

Diese Predigt an man sich auch anschauen unter: 

https://www.youtube.com/@EFGVelbert/streams

 

 Predigt zu Römer 15,7: 

„Darum nehmt einander an, 

wie Christus euch angenommen hat – zur Ehre Gottes.“

Gebet: 

Herr, unser Gott,

du zählst keine Punkte.
Du rechnest nicht auf – du nimmst uns an.

Hilf uns, dein Wort heute nicht nur zu hören,
sondern zu spüren, dass es uns meint:
jede und jeden von uns.

Mach unsere Herzen offen,
unsere Gedanken wach
und unsere Gemeinde zu einem Ort,
an dem dein Angenommensein sichtbar wird.

Segne die Worte, die gesprochen werden,
und alles, was du leise in uns wirken willst.Amen.

Guten Morgen liebe Gemeinde, wir haben heute schon einiges an Texten gehört von verschiedenen Menschen: Anne Steele oder Hella Heinzmann, und werden auch noch andere Zitate oder Gedichte von bekannten Menschen hören, mir wäre heute Morgen wichtig auch auf einen und zwar wirklich nur einen Satz aus der Bibel zu hören: 

„Darum nehmt einander an, 

wie Christus euch angenommen hat – zur Ehre Gottes.“

Liebe Gemeinde,
es ist nur ein einziger Satz, dieser Vers aus dem Römerbrief.
Und doch ist er wie eine Einladung. Oder sagen wir: wie eine offene Tür.
Eine Tür, durch die wir nicht nur selbst hindurchgehen, sondern durch die wir auch andere bitten, einzutreten.

Und wenn wir oder Fremde durch diese Tür kommen, - es ist ja nicht unbedingt niedrigschwellig, sondern eine Kirchentür, auch wenn es auf den 1. Blick nicht so aussieht, - Menschen kommen mit Fragen in unsere Gemeinde.

Sie sagen sie nicht laut – aber sie tragen sie im Herzen:

3. Folie:

„Bin ich hier willkommen?“
„Werde ich gesehen?“
„Gehöre ich dazu – auch wenn ich nicht alles glaube oder nicht alles mitmache?“*

Und ganz ehrlich: Manchmal stellen wir uns diese Fragen selbst. Auch als Teil der Gemeinde.

Eine Kirche ohne offene Tür – ist kein Zuhause.
Eine Gemeinde ohne offene Herzen – ist keine geistliche Familie.

Heute geht es um unsere Annahme, Akzeptanz in der Kirche. für Annahme klingt erst einmal komisch: Könnte aber auch heißen:

4. Folie:

 

  Willkommen heißen

  Einbindung

  Zuwendung

  Zugewandtheit

  Angenommensein

  Beheimatung

  Aufgehobensein

 
Ich meine, um eine Annahme, die größer ist als Höflichkeit.
Um eine Einladung, die bei Gott beginnt – und bei uns weitergeht.

Dazu hätte ich euch gerne einen Film gezeigt. Der dauert aber 18 Min, dass war mir für eine Predigt zu lang. Vielleicht kennt der ein oder andere ihn auch schon.

5. Folie:

 

Er heißt 6000 Punkte für den Himmel. Ich erzähle mit Bildern kurz den Inhalt:

Einstieg – der Clip: Stellen Sie sich, stellt euch vor, Sie stehen vor dem Himmelstor. So muss es diesem Herrn, -  dem Herrn Weber auch gegangen sein.

*Folie 1:

Dieser Herr Weber stirbt – so beginnt der Film – und findet sich plötzlich in einer weiten, lichtdurchfluteten Halle wieder. Alles wirkt ruhig, würdevoll, fast ein bisschen wie in einem Traum.

*Folie 2:

Er schaut sich um, noch etwas verwirrt. Dann bemerkt er: Das hier ist kein gewöhnlicher Ort – das hier ist der Himmel. Oder zumindest das Tor dorthin.

 

* Folie 3:

Nach und nach wird ihm klar: Jetzt zählt es knall hart. Jetzt geht es darum, ob er hineindarf.

*Folie 4:

Gerade in dem Moment tritt eine Gestalt ins Bild – freundlich, würdevoll, mit einer Liste in der Hand:

Petrus.

*Folie 5:

Petrus bittet Herrn Weber näherzutreten. Er zeigt ihm einen Schreibtisch – darauf liegt eine Liste. Ein Listen BUCH
„6000 Punkte brauchst du“, sagt Petrus ruhig, fast beiläufig

*Folie 6:

Herr Weber lächelt selbstbewusst. Kein Problem, denkt er. Er war ja stets bemüht, ein guter Mensch zu sein.

„Tu Recht und scheue niemand“ ist sein Lebensmotto

 Der Mann beginnt zu zählen

   "Ich habe jahrelang im Kirchenvorstand gearbeitet."

   "Ich habe jeden Sonntag den Gottesdienst besucht." 

   "Ich habe gespendet, war hilfsbereit, war immer freundlich zu meinen Nachbarn."

 Petrus nickt, lächelt. "Das gibt schon Punkte. Aber 6000 sind es nicht." 

 

*Folie 7:

Aber dann rechnet Petrus. 100 Punkte hier. 40 dort. 25 dafür Und plötzlich beginnt etwas in Herrn Weber zu kippen.

Der Mann wird nervös. „Ich habe doch so viel mehr gemacht!“

*Folie 8:

Im nächsten Moment – ist er außer sich: „Wie bitte?! Das kann doch nicht euer Ernst sein! Ich hab mein ganzes Leben anständig gelebt – und das soll nicht reichen?!“*Er ist erschüttert.

*Folie 9:

Herr Weber winkt ab: „6000 Punkte, die erreicht man ja nie.“

*Folie 10:

Das wird dem Herrn Weber plötzlich ganz klar – nachdenklich und fast erschütternd: Ich hab´s verbockt. Warum hat mir das vorher keiner gesagt.
Petrus entgegnet:

„Es geht nicht um Punkte. Es geht um Beziehung. Es geht um Gnade..“

 

„Tue Recht und scheue niemand.“

So lautet das Lebensmotto von Herrn Weber im Film. Und ich glaube, viele Menschen leben genau danach. Rechtschaffen sein. Niemandem schaden. Anständig durchs Leben gehen. Aber reicht das? Reicht das für den Himmel? Reicht das für ein Leben in echter Gemeinschaft – mit Gott, mit anderen?*


Was Herr Weber im Himmel erlebt, ist ein Schock: Seine ganze Lebensleistung – penibel aufgezählt – reicht nicht. Nicht einmal annähernd.  Und genau das trifft einen wunden Punkt: Wie oft leben auch wir mit dem Gefühl, wir müssten etwas leisten, beweisen, rechtfertigen – vor Gott, vor anderen, manchmal sogar vor uns selbst.  Und doch spricht die Bibel eine ganz andere Sprache. 

Paulus schreibt im Römerbrief, Kapitel 15, Vers 7:

„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat – zur Ehre Gottes.“

Das ist keine Liste, das ist keine Prüfung – das ist eine Einladung. Angenommen zu sein – nicht, weil wir genug Punkte hätten, sondern weil Christus Ja zu uns gesagt hat. Und genau diese Haltung sollen wir weitergeben:
Annahme statt Abrechnung.
Miteinander statt Messen.
Gnade statt Bewertung.

Das ist die Umkehrung der Punkteliste. Nicht wir erarbeiten uns den Zugang zu Gott. Er hat uns schon angenommen. Ohne Vorleistung. Ohne Bewertung. Einfach so.

1. Christus hat dich angenommen – ohne Punkte, ohne Bedingungen – trotz allem Jesu Annahme ist keine Leistungsschau. Er kennt unser Herz. Auch unsere Brüche, unsere Schatten, unser Scheitern. Und genau da sagt er: "Ich will dich. Ich liebe dich so, wie du bist!"

Das ist das Zentrum des Evangeliums. Nicht, was wir bringen. Sondern was Gott schenkt.
Herr Weber im Film steht für viele von uns. Für das Denken:

„Wenn ich mich anstrenge, dann wird Gott mich schon annehmen.“
Aber die Bibel zeigt ein anderes Bild: Christus hat uns nicht angenommen, weil wir alles richtig gemacht haben. Sondern trotz allem, was wir nicht geschafft haben.
Diese Annahme ist kein Lohn, sondern ein Geschenk.

Nicht Leistung bringt uns zum Himmel, sondern Liebe.
Nicht Punkte zählen – sondern Gnade trägt.

2. Darum: Nehmt einander an!
Nicht: Urteilt. Nicht: Erwartet. Nicht: Bewertet.
Sondern: Nehmt an.
So schlicht. So schwer.

 Paulus zieht den Kreis weiter. Wenn wir so beschenkt wurden, wenn wir so angenommen sind – dann soll diese Haltung in unsere Gemeinde hineinwirken.

·        Sind wir ein Ort, wo Menschen mit Punkten kommen müssen – oder mit ihrer    

         Sehnsucht?

·        Muss man sich hier beweisen? Oder darf man hier sein?

Paulus fordert: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat.“
Nicht: wenn die Menschen nett sind.
Nicht: wenn sie in dein Bild passen.
Nicht: wenn sie sich vorher bewähren.
Sondern: wie Christus es bei dir getan hat.

·        Das Evangelium endet nicht an deiner Haustür – es will durch dich weiterleben.

Ich frage mich konkret was das heißt – annehmen?  Ich bin/ Wir sind schnell dabei, gute Vorsätze zu fassen: „Wir wollen offener sein.“ – „Wir begrüßen alle freundlich.“
Aber Annahme geht tiefer als Begrüßung.
Sie beginnt nicht an der Tür – sondern im Herzen. Annahme heißt nicht, dass mir alles gefallen muss. Nicht, dass ich alles verstehe, was der oder die andere sagt, tut oder denkt.
Aber es heißt: Ich halte es aus, dass du anders bist.
Ich weiche nicht aus, wenn du kommst. Ich bin nicht nur freundlich – ich bin gegenwärtig.

·        Manchmal ist es nicht der Mangel an Freundlichkeit, sondern der Mangel an echter Präsenz, der weh  tut. Ein Lächeln, das den anderen nicht meint, ist nicht Annahme. Aber ein Blick, der sagt: „Du bist hier richtig, so wie du bist“ – das verändert alles. Sind wir eine Gemeinde, in der Menschen sich angenommen fühlen?

·      Vielleicht heißt es: Ich gehe auf jemanden zu, den ich noch nicht kenne.

·      Oder: ein Fremde*r kommt in die Gemeinde – wird sie/er gesehen oder übersehen? – Ja, ich weiß – ich packe mich da an die eigene Nase. Es fällt manchmal schwer, auf neue zu zu gehen. Das kann man übrigens üben

·        Vielleicht heißt sie: Ich unterbreche meinen gewohnten Kreis, um Platz zu machen für jemand Neuen.

·        Vielleicht eine mit Zweifeln – darf sie fragen?

·        Vielleicht heißt sie: Ich verzichte auf meinen Standpunkt, um zuzuhören.

·    Vielleicht einer mit Lasten – wird er mitgetragen?

 

Und manchmal sind wir unbewusst verschlossen – aus Gewohnheit, aus Unsicherheit, aus Angst vor Überforderung.
Aber das Evangelium ruft uns nicht zur Perfektion auf.
Es ruft uns zur Ehrlichkeit. Und zur Bereitschaft, uns berühren zu lassen.

 

Annahme ist nicht nur ein Gefühl. Es ist eine Entscheidung. Eine Haltung. Ein Übungsweg.

Wir sind nicht berufen, Menschen zu bewerten –
sondern sie zu begleiten.  
Nicht jeder muss z. B. ein Profi im Begrüßen sein – aber jeder kann Haltung zeigen.Es gibt Menschen, die können wunderbar begrüßen – mit Worten, mit Humor, mit Wärme.
Andere fühlen sich da eher unsicher, wollen niemandem zu nahetreten. Das ist okay. Wir müssen nicht alle das Gleiche tun. Aber wir alle senden Signale. Jede*r von uns – mit dem Blick, mit der Körpersprache, mit dem, was wir tun oder lassen.
Wenn wir aufhören, uns zu vergleichen, zu messen, zu rechnen – dann wird Raum frei.
Raum für Vertrauen. Für echte Begegnung. Für eine Gemeinde, die offen ist – nicht nur nach außen, sondern auch im Innersten. Wenn das passiert, wird Gemeinde ein besonderer Ort. Kein Club der Perfekten. Sondern ein Raum der Gnade. Ein Ort der zweiten Chance. Ein Anfangsort.

Annahme ist ein stilles Evangelium.
Manchmal predigen wir mit offenen Armen mehr als mit Worten.
Gemeinde ist der einzige Ort, an dem Menschen nicht durch Leistung dazugehören, sondern durch Gnade.

Noch einmal zurück zu unseren 6000 Himmelspunkten. Am Ende des Clips erkennt Herr Weber: Ich kann die Punkte nicht bringen. Aber ich kann leben. Heute. Hier. In der Weise Jesu. Und das ist genug. Herr Weber wacht aus seinem Traum auf – mit einem neuen Blick aufs Leben.
Er hat verstanden: Es ist nicht zu spät, anzufangen.
Nicht zu spät, anders zu leben:
Mit Gnade. Mit Annahme. Mit Christus im Herzen – und offenen Armen für andere.

Schlussgedanke: Unsere Welt kennt Leistungsdruck. Unsere Herzen kennen Zweifel. Aber die Botschaft Jesu ist klar: Du bist angenommen. Manchmal reicht ein Blick. Ein echter.
Ein warmes Wort. Eine ausgestreckte Hand.
Oder einfach das stille: „Schön, dass du da bist.“ Unser Eingangsschild im Foyer.

Deshalb ist das vielleicht die beste Botschaft, die wir heute sagen können:

Nimm auch du an. Ohne Punkte. Ohne Rechnung. Aber mit Herz. „Nehmt einander an – wie Christus euch angenommen hat – zur Ehre Gottes.“

Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.

Amen